Zugabe 2 – ohne Buch
Heute bin ich endlich mit meinem Garten fertig geworden. Ich habe wohl mindestens zum 10. mal das Laub zusammen geharkt. Das Fotomotiv kennen Sie ja bereits. Immer wieder war Laub von den Bäumen der Nachbarn heruntergefallen. Besonders hartnäckig war in diesem Jahr der Birnenbaum der jungen Retzlaffs rechts neben meinem Grundstück. Ich hatte mich aber bereits im Spätsommer für die Arbeit entschädigt, indem ich alle Birnen aufgesammelt und gegessen hatte, die auf mein Grundstück gefallen waren. Die Birnen beim Discounter sind mir entweder zu hart oder zu reif – und meist sowieso zu teuer.
Heute ging es besonders langsam, denn die Gartensaison hat ihre Spuren bei mit hinterlassen. Aber ich wollte das milde Wetter ausnutzen, um noch einmal was zu schaffen. Bald soll es wieder regnen.
Nachdem mich Freimut zugunsten eines Klassentreffens in seiner Heimatstadt Wittenberg am Wochenende vernachlässigt hatte, war er wenigstens Sonntagabend noch zum Nachfüllen meiner Teblettenbox erschienen.
Heute hatte er etwas mehr Zeit für mich und einen vollen Einkaufsbeutel vom NP-Markt mitgebracht. Gleich kam es zu den üblichen Diskussionen, das ich noch hinreichend eingefroren habe und was ich aus Kostengründen nicht brauche.
Hauptpunkt der Auseinandersetzung war die Entenbrust für über fünf Euro. Freimut hatte sie schon wieder eingepackt, als ich mich besann, dass das Entenfleisch ja doch eine Bereicherung zu den Festtagen sein könnte. So habe ich das Stück Fleisch schweren Herzens in meinen Tiefkühlschrank geworfen, den ich eigentlich schrittweise leeren und abtauen wollte.
Nach dem bescheidenen Abendbrot bei mir fand Freimut noch Zeit, mir auf meinen neuen Notizblock die sechs Schritte aufzuschreiben, die ich machen muss, wenn ich auf meinem Handy einen Kontakt finden will, der in der Telefonliste ganz weit unten steht, weil wir ewig nicht telefoniert hatten.
Sind Sie auch stolz auf mich, was ich in meinem 91. Lebensjahr noch alles lernen will? Mein 92-jähriger Freund Ottomar ist da noch kompetenter als ich. Er schickt mir immer Sprüche, Videos und Bilder. Wenn ich ihm dann nicht antworte, ist er manchmal enttäuscht. Meistens schickt er die Nachrichten dann Freimut, der sie öffnen kann.
Ich schreibe auch keine Einkaufszettel mehr von Hand. Ich diktiere Freimut, was ich alles brauche und er schickt den digitalen Einkaufszettel an meine WhatsApp-Adresse. So könnten wir beide nachsehen, was eingekauft werden soll. Wie das genau funktioniert, muss mir Freimut auch nochmal aufschreiben und erklären.