Ich hoffte auf einen ruhigen und etwas erholsameren Freitag. Vorsichtshalber hatte ich für den heutigen Tag keine Termine gemacht. Außerdem will ich ja Überlastungen nach der Woche mit den unzähligen Beanspruchungen einschränken, damit ich zu Hause bleiben darf. Freimut tut das sicher auch gut, denn zuletzt musste er nicht nur über mich schreiben, sondern auch mein Geburtstag mit managen.
Heute mittag habe ich ihn angerufen. Ich hatte noch leckere Reste von Elkes Geburtstagsrollbraten und übrig gebliebenen Kuchen. Meine Kühlschränke und Tiefkühlfächer sind längst prall gefüllt mit Geburtstagsüberbleibseln.
Nachmittags habe ich auf dem Hof noch etwas klar Schiff gemacht und sogar etwas geruht, bis meine Augentropfenkolonne anrückte.
Abends kam Freimut noch einmal mit dem Rad und wir haben gemeinsam etwas gegessen. Seit ich Kantinenchefin war, sind Kochen und Essen für mich wichtig. Aber ich bin nicht nur gastfreundlich und koche gern, sondern genieße es vor allem, nicht alleine am Tisch sitzen zu müssen. Das gemeinsame Abendessen bei mir zu Hause gibt mir Gelegenheit, den Tag auszuwerten und den nächsten zu planen.
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Es ist auch ein Ritual – nicht vergleichbar mit dem Essen im Heim oder den angelieferten Assietten von „Essen auf Rädern“. Außerdem kann ich mich so bei Freimut für seine menschliche Nähe revanchieren – das familiäre Gefühl tut mir gut und es ist vielleicht manchmal für mein Wohlbefinden wichtiger als die vielen Tabletten, die ich täglich einnehmen muss.
Zum Abschied haben wir uns noch einen Schokobecher mit Eierlikör gegönnt. Beides waren noch Reste vom Fest. Da ich so selten Anlass zum Feiern habe, stehen alkoholische Getränke meist monatelang auf meinem Barwagen rum, ohne dass sie jemand anrührt. Für das Wochenende habe ich zwei Eisbecher abgewaschen und im Kühlschrank stehen noch aufgetaute Erdbeeren.