Heute habe ich nur einen Arzttermin. Dafür muss Freimut heute zu seinem Neurologen. Der junge Arzt hat ihm schon beim letzten Termin gute Ratschläge für sein Auto gegeben. Er hat nämlich nicht nur Ahnung von Freimuts schon drei mal operiertem Kopf.
Ansonsten lief heute alles planmäßig, außer dass mein alter roter Corsa – Sie haben sicher schon über ihm gelesen – heute Abend nicht aus eigener Kraft in seine Garage wollte. Dazu gleich mehr.
Meine Zahnschmerzen nach der kleinen OP gestern hatten mich heute früh noch nicht verlassen. Ich hatte zum Glück vom letzten Besuch bei Frau Dr. Goldstein noch Reserven an Schmerztabletten.
Tagsüber hatte ich mich seelisch und moralisch auf den erneuten Besuch meiner Hausärztin vorbereitet. Ich hatte gleich mehrere Gründe für dieses Date. Am wichtigsten war mir der nächste Transporschein für meine JOHANNITER-Freunde, die mich am kommende Donnerstag noch einmal zu meiner Zahnärztin bringen sollen – natürlich wie immer hin und zurück.
Und wenn ich die Strapaze schon mal auf mich nehme, dann wollte ich die Praxis nicht ohne meine Vitamin-B12-Spritze und meine jährliche Grippeschutzimpfung verlassen. Die hilfsbereiten Schwestern haben mich auch gleich ins Labor geschickt. Ich musste also nicht erst in Warteraum Platz nehmen. Aber etwas Wartezeit hatte ich trotzdem noch.
Außerdem hat mein Fahrer Freimut dem Personal eine frische Überweisung für meinen Physiotherapeuten entlockt. Auf meinem Merkzettel stand noch ein Wunschtermin für ein persönliches Beratungsgespräch mit Frau Dr. Primus. Bei meinen vielen Diagnosen bräuchte ich dann doch mal eine individuelle Richtungsangabe durch die kompetente Fachkraft meines Vertrauens. Die Schwester am Tresen hat mir sofort den 17. Januar angeboten.
Freimut hat im Datumsrechner am Computer analysiert, dass das nur 65 Tage hin ist. Nur gut, dass ich gerade keine größeren Schmerzen habe..
Ich weiß aber, woran es liegt. Bei der Abholung meiner Papiere gestern hat Freimut mitgehört, wie meine Hausärztin darüber geschimpft hat, dass wohl unser Minister Lauterbach daran schuld sei. Sie müsse wegen der elektronischen Rezepte jetzt fast doppelt so viele Verordnungen unterschreiben wie vorher. Da fehlt natürlich die Zeit für die Patienten.
Darüber, dass auch den Patienten mit Ihrer Krankenkassenkarte zusätzliche und teilweise erfolglose Wege zwischen Arzt und Apotheke zugemutet werden, hatte ich bereits berichtet. Gut dass mir Freimut fast alle diese Wege abnimmt.
Doch Freimut hat nicht nur gute Seiten. Als wir von Frau Dr. Primus nach Hause fuhren, durfte ich mit meinem Stock und meiner Handtasche wie immer zuerst aussteigen. Freimut hat das Hoftor zum Reinfahren geöffnet, doch als er dazu den Motor wieder starten wollte, ging nichts mehr. Freimut war genauso gereizt wie ich und schimpfte auf meine alte Kutsche und die Batterie, die wir erst Ende September aufgeladen hatten.
Aber auf meinen alten roten Corsa lasse ich nichts kommen. Deshalb schimpfte ich über Freimuts Unvermögen. In solchen Fällen werfe ich ihm vor, dass er zu nichts zu gebrauchen ist. Obwohl er studierter Diplomingenieur ist. Ich hatte schon Bernd D. von nebenan zum Schieben das Wagens in meine Garage aus seinem Haus geklingelt, als ich plötzlich auf die Idee kam, selbst noch einmal den Motor zu starten. Und prompt sprang der Motor an und das Auto konnte mit eigener Kraft in die Garage rollen.
Nun war ich mir erstrecht sicher, dass Freimut an allem Schuld ist. Das bekam er auch zu spüren. Die Folge war, dass er heute Abend zu Hause essen wollte. Das war mir sogar recht, denn gleich mussten die Elfen vom Pflegedienst zum Augenträufeln kommen. Ich mag es nicht, wenn man uns beim Abendessen stört. Schon gar nicht, wenn Freimut dazu ein Bier trinkt, das ich in meinem Keller für ihn bevorrate. „Na dann hau ab“ verabschiedete ich ihn. Doch als mich Freimut dann tatsächlich verließ, haben wir uns doch wie ein altes Ehepaar versöhnt.
Morgen wollen wir mit meinem alten Corsa zu AMPLIFON zu einem Hörtest fahren. Ich hoffe mal, das dann mein altes Auto wieder mitspielt.
Vielleicht sind Sie schon gespannt auf meinen Freitagsbericht? Lesen Sie selbst! Möglicherweise serviere ich morgen Mittag meinen Hähnchenkeulenbraten, den ich fürs Wochenende aufgetaut hatte, nachdem sich zu meinem Geburtstag keine Abnehmer für ihn gefunden hatten. Dann stellt sich sicher auch heraus, ob Freimuts Liebe zu mir durch seinen Magen geht.
Bei dem Wort „Hähnchenkeulen“ denke ich immer wieder an meinen im Sommer eingeschäferten Hund FLOCKY. Auch bei ihm ging die Liebe zu mir durch den seinen Magen. Er freute immer über Hähnchenkeulen. Lange konnte ich keine Hähnchenkeulen mehr sehen, weil sie mich immer wieder an FLOCKY erinnerten, der mich wie so viele menschliche Wegbegleiter verlassen musste.
Ich habe Freimut schon mehrfach gefragt, wie lange er das mit unserem Buch zwischen seinen Pflichten als selbstständiger Rentner noch machen will. Ich wünschte, er hätte manchmal mehr Zeit für mich. Deshalb kann ich verstehen, dass er gerne mehr Zeit für seine anderen Pojekte hätte.
Ich weiß inzwischen, dass die Zeiten, in denen man als Buchautor Geld verdienen konnte, Geschichte sind. Angefragte Projektpartner haben bisher auf unsere Bitte für eine Unterstützung nicht reagiert. Morgen will Freimut den MDR um Hilfe bei der Bekanntmachung unseres Buches bitten.
Das Buch hat nun schon über 100 Seiten. Genug Lesestoff für alle, die lieber ein Buch in der Hand halten. Natürlich will Freimut unseren Internetblog weiterführen. Ich werde ihn davon auch in Zukunft nicht abhalten.