Mutti Ruthis Tagebuch

Erinnerungen an die ersten 100 Tage
nach meinem 90. Geburtstag

Samstag, 19. Oktober 2024

Nach pünklichen Augentropfen und Frühstück war der erste Programmpunkt des Tages das Einkaufen bei NETTO. Ich hatte schon letzte Woche die Rabattmarken verfallen lassen, das sollte mir diese Woche nicht noch einmal passieren. War nur die Frage, auf welche Artikel ich den Rabatt einlöse. Die preiswerte Biersorte, die ich immer für meine männliche Helfer vorhalte, war leider ausverkauft. So entschied ich mich am Ende doch für Produkte, bei denen sich der Nachlass kaum lohnte – wie einen großen Sack Kartoffeln. Dafür ist in meinem Keller immer Platz.

Die Schale habe ich selber bepflanzt.

Vor dem NETTO-Einkauf legte ich noch Wert auf den Besuch meiner Blumentante, die immer donnerstags und samstag neben ALDI günstige Pflanzen direkt aus der Gärtnerei anbietet. Die Silberblattpflänzchen, die ich hier jeden Herbst kaufe, waren heute leider vergriffen. So entschied ich mich für einige Erika-Töpfe, die ich vor allem für die Bepflanzung des Grabes von meinem längst verflossenen Horst einsetzten will.

Meine langjährige Beziehung zu Horst, mit dem ich nach meiner zweiten Scheidung mein Haus nach unseren gemeinsamen Vorstellungen umgebaut hatte, ist mir immer noch stark in Erinnerung.

Es ist selbstverständlich, dass ich mich nun schon seit Jahren liebevoll um die Grabpflege kümmere. Gräber sind mir wichtig.

Das Grab von Horst soll auch meine Ruhestätte werden. Längst habe ich dafür alles eingefädelt und auch finanziell geregelt.

Am Mittwoch hat Horst Geburtstag. Da will ich unbedingt hin. Sie werden sicher bald erfahren, wen ich für die Fahrt zum Westfriedhof mit meiner Blumenschale gewinnen konnte. Denn die Zeiten, zu denen ich selbst mit einem meiner Corsas durch die Gegend fahren konnte, liegt lange zurück.

Bei der Erledigung kleiner Aufgaben im Garten habe ich heute einen meiner zwei Gehstöcke wiedergefunden. Die hatte ich gestern ewig gesucht. Die Stöcke haben extra eine Schlaufe, mit der ich sie an meinen Rollator anhängen kann und so immer bei mir habe, wenn ich sie brauche. Aber unterwegs habe das gute Stück wieder irgendwo stehen oder liegen lassen.
Genauso geht es mir mit meinen tragbaren Telefonen, die ich immer dort liegen lasse, wo ich sie gerade nicht brauche.
Was meinen Sie? Kann ich mir diese kleinen Vergesslichkeiten in meinem Alter leisten, oder sollte an der Abstellung dieser Schwäche arbeiten?

Heute mal der Versuch einer Nahaufnahme. Ich habe mich schon sehr an die Hilfe beim Augenträufeln gewöhnt.

Abends war wieder ein Einsatz von Schwester Caro zum Augentropfen.

Mir wäre es ja am liebsten, wenn mich jeden Tag die selben Schwester besuchen würden. Aber das lässt sich mit dem Dienstplan von SILKES AMBULANTEN PFLEGEDIENST sicher nicht vereinbaren. Hauptsache ist, die Tropfen kommen treffsicher in meine Augen und ich verliere nicht noch mehr Sehkraft. Denn sonst wäre es wohl endgültig aus mit meinem selbstständigen Leben im Alter.