Wie immer zum Monatsende steht auch der Sparkassenbesuch an. Vor allem brauche ich frisches Geld für meine im Garten arbeitenden Helfer. Gespannt bin ich auch immer auf meine Kontoauszüge. So kann ich verfolgen, welche überraschenden Abbuchungen meinen Kontostand schmälern.
Heute waren die Auszüge besonders umfangreich, denn die Sparkasse druckte auf gleich drei Sonderseiten aus, was sie zum nächsten Jahr alles zu ändern gedenkt. Ich habe kein Wort verstanden, außer dass für die Änderungen meine Zustimmung als erteilt gilt, wenn ich dem sogenannten Angebot nicht bis zum 9. Januar 2025 widersprochen habe.
Soll ich mir nun in einem persönlichen Vor-Ort-Gespräch die neuen Regelungen erklären lassen und danach fragen, welche angeblich bereits mit mir vereinbarten Preisanpassungen auf mich zukommen?
Freimut, der Kontoauszug-Abholer meines Vertrauens, hat für das Gebaren die kommunalen Gesellschaften der Stadt Magdeburg eine eigene Erklärung: Die in Haushaltsperre befindliche Landeshauptstadt, die wohl zu viel in die vielen Baustellen und die geplatze INTEL-Blase investiert hat, könnte alle städtischen Gesellschaften motiviert haben, die finanzielle Unterstützung durch die Stadt dadurch zu reduzieren, dass sie zusätzliche eigene Einnahmen organisieren.
Die Wobau hat Freimut gerade eine Abrechnung geschickt, dass er aus dem vergangenen Jahr einen dreistelligen Betrag erstattet bekommt. Gleichzeitig offenbart der Vermieter der Stadt, dass er die Miete für das nächste Jahr wieder erhöhen wird. Der Grund seien bereits feststehende oder zu befürchtende Kostenerhöhungen wie die Grundsteuer, von der ich auch betroffen bin.
Die Stadtwerke, die in den letzten Jahren bereits ihre Einnahmen spürbar erhöht hatten, verhalten sich zur Zeit erstaunlich moderat, aber die Strategie folge den anderen kommunalen Gesellschaften, meint Freimut, der beruflich täglich Informationen verschieder mitteldeutscher großer Städte erhält.
Der kommunale Kabelnetzbetreiber, bei dem ich nicht unter Vertrag stehe, hatte schon vor Monaten über neue Tarife informiert. Er hat die Geschwindigkeit des Internetzugangs erhöht und die alten, preiswerteren Tarife wurden einfach abgeschafft.
Nachdem ich die verwirrenden Kontoauszüge der Sparkasse bis zur späteren sorgfältigen Aufbewahrung unter einem meiner zahlreichen Kopfkissen gelagert hatte, war ich erschöpft. So nahm ich früher als sonst meine waagerechte Position ein und wartete noch auf die ausstehenden Telefonate.
Unerwartet kam der Anruf meines jüngeren Bruders Lothar, der mich erinnern wollte, dass ich seinen heutigen 83-jährigen Geburtstag vergessen hatte. Natürlich dauerte das Gespräch recht lange, denn ich wollte mein schlechtes Gewissen beruhigen und bin froh über jedes Telefonat mit meinen Geschwistern.
Dann kam noch der obligatorische tägliche Anruf meiner früheren Kantinenmitarbeiterin Brigitte. Ihr geht es ähnlich wie mir mit meiner Schwester und meinen Brüdern. Sie braucht die Kommunikation mit mir, weshalb sie eine so treue Seele geblieben ist. Erst am Donnerstag wurde Brigitte 70 Jahre alt. Zum 10. November hat sie ausgewählte Gäste zu einer Kaffeerunde in ihr Pflegeheim eingeladen.
Mal sehen, wer mich in meinem roten Corsa hin- und zurückbringt.