Mein Nachbar Bernd K. war so nett, mir die Restmülltonne reinzuholen. Da in der Einfahrt mein Auto im Weg steht, freue ich mich immer über männliche Unterstützung. Bernd ist auch schon über 80 Jahre alt – aber noch rüstig und immer hilfsbereit. Seine Frau ist jedoch nicht immer erfreut, wenn Bernd mir sinnbildlich unter die Arme greift.
Dabei hat Bernd selbst so seine Sorgen mit dem eigenen Grundstück. Nachbarn aus dem angrenzenden Tischbeinweg verlangen, dass er seine große Lärche an der Grundstücksgrenze für viel Geld fällen lässt, damit die Nadeln nicht mehr in ihren Pool fallen.
Und sein Nachbarhaus steht seit Monaten leer, nachdem Familie Michaelis auf einen Schlag verstorben war. Nun befürchtet Bernd, der keinerlei Informationen zum Nachbargrundstück hat, dass hier vielleicht von der Stadt ausländische Flüchtlinge untergebracht werden und die Ruhe in der Straße bald Geschichte ist.
Gegenüber wohnte meine langjährige Nachbarin und Freundin Inge. Ihr Haus wurde nach ihrem Ableben verkauft. Der neue Eigentümer hat alles abgerissen und eine neue Villa gebaut.
Freimut hatte noch ein Foto von Inges Haus gemacht, bevor es dem neuen Haus weichen musste.
Das Ereignis des Tages für mich war, dass Freimut mit mir zum Westfriedhof gefahren ist. Dort liegt mein Horst, der heute 91 Jahre alt geworden wäre. Also ein passender Tag, um das Grab zu besuchen.
Vor dem Stein liegt die Blumenschale, die ich erst vor wenigen Tagen mit frischen Pflanzen bestückt hatte. Wenn es mich einmal ereilt, will ich mir das Grab mit meinem Horst teilen. Ich habe schon alles dafür in die Wege geleitet.
Auf der Rückfahrt haben wir im Auto zufällig noch eine alte Hundeleine von FLOCKY gefunden. Das hat mich zusätzlich tief bewegt.